Reden über psychische Gesundheit: „Überhaupt, anders, normaler, besser“

In München startete mit dem BERG & MENTAL unlängst das erste Mental Health Cafe in Deutschland. Das Zentrum sprach mit Dominique de Marné über die Zielrichtung des Cafés, den Abbau des Stigmas rund um Mental Health und warum es wichtig ist auch in die psychische Gesundheit zu investieren – nicht nur in teure Laufschuhe oder Zahnpasta.

Dominique de Marné ist Autorin, Bloggerin und Mental Health Advocate. Seit 2015 ist sie auf der Mission unterwegs zu verändern, dass und wie wir über psychische Gesundheit sprechen.

Zentrum: In München wurde Euer Mental Health Café BERG & MENTAL eröffnet. Worum geht es bei dem Café, warum habt Ihr Euch entschlossen das Café zu eröffnen?

Dominique: Das BERG & MENTAL ist gewachsen aus einer langen Phase von Aktivitäten rund um das Thema Borderline und Mental Health. Irgendwann war klar, dass wir neben den Online-Aktivitäten sowie der Arbeit an Schulen ein Angebot schaffen mussten, das sich von vielen anderen sozialpsychiatrischen Angeboten unterscheidet: Durch unsere Haltung, unsere Gesellschaftsform, unser Angebot.

Wichtig ist: Wir wollen verändern, dass und wie über psychische Gesundheit gesprochen wird. Überhaupt, anders, normaler, besser. BERG & MENTAL füllt insofern eine Lücke. Das Mental Health Café ist ein Ort, der sich um den Teil von uns kümmert, um den wir uns zu wenig kümmern: Uns selbst, unser Befinden, unsere psychische Gesundheit. Es ist Café, Laden und Seminarraum in einem. Wir verbinden Prävention, Information und Aufklärung mit Unterhaltung und einer angenehmen Atmosphäre.

Zentrum: An wen wendet sich das Café, gibt es eine bestimmte Zielgruppe?

Dominique: BERG & MENTAL richtet sich an jeden, der Lust hat, sich mit dem Thema Mental Health auseinanderzusetzen – oder der es schon tut. Ob ihr selber schon Erfahrungen damit gemacht habt, jemand aus eurem Umfeld vielleicht betroffen ist, ihr beruflich mit dem Thema zu tun habt, ihr euch einfach mal informieren wollt, ihr einen Ort zum Auftanken sucht – an all euch richten wir uns.

Insbesondere wer gesund ist, seine Akkus mal aufladen will oder Betroffene im Freundes- und Bekanntenkreis hat, ist unbedingt eingeladen vorbeizuschauen! Jeder ist willkommen, egal wie gesund.

Zentrum: Was ist Eure Kernbotschaft?

Dominique: Wir wollen auch vermitteln, dass wir nicht nur für unsere körperliche Gesundheit, sondern auch für unsere mentale Geld in die Hand nehmen dürfen. Wir kaufen teure Zahnpasta, Laufschuhe, gehen zur Vorsorge und zahlen dafür Geld. Gleiches dürfen wir auch dann machen, wenn es um unsere Köpfe, Gedanken und Gefühle geht.

Zentrum: Was bietet Ihr in dem Café an, wer ist Ansprechpartner Eurer Besucher?  

Dominique: Bei uns geht’s um psychische Gesundheit. Und darum, dass das nicht automatisch „Depression“ oder „Burnout“ heißen muss. Es geht darum, dass wir alle eine Psyche haben, einen Kopf, Gedanken, Seele, Hirn, mit dem wir ab und zu kämpfen. Wir wollen verändern, dass und wie wir über psychische Gesundheit reden. Überhaupt, anders, normaler, besser. Mit BERG & MENTAL wollen wir einen Ort schaffen, an dem man auch mal über solche Dinge reden kann, aber nicht muss. An dem man reden, zuhören, lernen, wachsen, aufladen, abschalten, runterkommen und lachen kann – in einer schönen Atmosphäre, bei einem leckeren Kaffee.

Zusammengefasst: Wir bieten Information und Orientierung, einen Shop mit Produkten rund um Mental Health, Workshops und Seminare, Events und eben die Versorgungstheke (Café). Wer mag kann auch Räume buchen.

Zentrum: Wie seid Ihr aufgestellt? Wer ist Träger des Cafés?

Dominique: BERG & MENTAL ist ein Projekt der Mental Health Crowd GmbH. Wir sind ein Team aus Betroffenen, Angehörigen und Profis, die gemeinsam daran arbeiten, das Stigma rund um Mental Health langsam aber sicher abzubauen. Geschäftsführer der GmbH ist neben mir noch Lasse Münstermann. 

BERG & MENTAL als Projekt der Mental Health Crowd ist somit auch Teil des Sozialunternehmens.  Wir erhalten keinerlei Förderung von Krankenassen, der Stadt oder anderen Trägern und sind insofern unabhängig. Wir agieren also zum Teil wie eine ganz normale GmbH, der Unterschied zu den meisten ist allerdings, dass wenn am Ende etwas übrigbleibt (nachdem wir Miete, Personal, etc. gezahlt haben), wir dieses Geld wieder zu 100 Prozent in neue Projekte investieren, sei es ein Schulprojekt, das wir dadurch günstiger anbieten können oder ein kostenloses Seminar.

Zentrum: Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Holger Crump für das zentrum für psychische gesundheit und wohlbefinden in Bergisch Gladbach unter der ärztlichen Leitung von Michael H. Lux.

Dominique de Marné ist Autorin, Bloggerin und Mental Health Advocate. Seit 2015 ist sie auf der Mission unterwegs zu verändern, dass und wie wir über psychische Gesundheit sprechen.